VITA BREVIS ARS LONGA

Für Monique Chevremont wurde, neben einer unerklärlichen Anziehung zur menschlichen Figur, sehr schnell die Exerzitie der Malerei oder der Bildhauerei ein Widerstandsakt. Warum einer Avant-Garde Bewegung folgen, wenn man immer weiter erfährt, dass das Beste der Vergangenheit  von fehlender Transmission bedroht ist? Dies war für sie der Grund, ihrem eigenen Weg treu zu bleiben.


Der Philosoph und der Künstler haben gemeinsam, einen Weg aus dem Labyrinth, in das sie sich verirrt haben, herauszufinden. Es ist eine Lebensaufgabe. Die Verwandtschaft zwischen Kunst und Philosophie hat in der Lebensorientierung Monique Chevremont eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Schon in ihrer Jugendzeit wurde die Entdeckung der griechischen Mythen sehr entscheidend, auch wenn sie in Form einer unterirdischen Quelle erst später ins Erinnerungsbewusstsein zurückkehrten.


Wenn man das Glück gehabt hat, bei einem Bildhauer der alten Schule wie Alexandre Meylan in der ‹ecole des Beaux-Arts de Genève› zu studieren, dann fühlt man sich dazu verpflichtet, das ererbte Wissen Früchte tragen zu lassen. Es bedeutet, durch altüberlieferte Techniken, die nach und nach verschwinden, die Vergangenheit zu beleben. Diese Techniken erfordern ein Handwerk, eine in der Beobachtung große Genauigkeit, wenn man die Realität oder die Idee dieser Realität wiedergeben muß. Das heisst, sie erfordern Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit im Gegensatz zum aktuellen Zeitgeist.  


Die Treue zur menschlichen Figur, die Atmosphäre der alten Fresken, die Erosion der Zeit, können die klassische Inspiration ihres Werkes beweisen. Die Modernität findet sich aber in ihrer selbstentwickelten malerischen Technik wieder. Es handelt sich nicht mehr darum, die Zwangsregeln alter Meister einzuhalten, sondern grosser Improvisation in dieser Technik Freiraum zu geben und bei jeder Etappe des Bildaufbaus neue Lösungen zu finden. Man kann in diesem Werk Konstanten herausfinden, welche Tiefe und Leichtigkeit miteinander verbinden wollen: keine Figurendeformation, sondern eine nach dem lebendigen Modell lange studierte Zeichnung, Farbnuancen durch feine und vielfältige Schichten mit dem Ziel, der Leinwandoberfläche Vibration zu verleihen, den Erosionsprozess auf der Fläche, wo die Künstlerin an die Stelle der verlaufenden Zeit tritt.


In der plastischen Arbeit haben sich die alten Techniken für sie kaum verändert: modellieren aus feiner Tonerde, erzeugen einer Negativform,  um das Positivmodell herzustellen. Die Beherrschung des Sujets, des Materials und seiner Eigenschaften sind Grundvoraussetzung für die Realisation freier Kompositionen oder beauftragte Portraitbüsten.